Zwischen Funktion und Impression oszillieren die Werke von Christian Herdeg, die mit grossformatigen Farblichtfeldern und geometrischen Grundformen die optischen und physikalischen Eigenschaften von Licht sinnlich erfahrbar machen.
Christian Herdeg gehört zu den Pionieren der Lichtkunst – seit mehr als vierzig Jahren setzt er sich mit den unterschiedlichen Eigenschaften von Licht auseinander und bringt die im Medium verankerte Affinität zum Minimalismus mit einer einzigartigen Farbpoesie in Einklang. Auf der Suche nach einer neuen Ästhetik inszeniert Herdeg Licht und Farbe in all ihren Facetten, Parallelen und Gegensätzen. Dabei wirkt Herdeg der natürlichen Eigenschaft des Lichts, sich auszubreiten, gekonnt entgegen, ja, gestaltet das Licht selbst, sperrt es ein und eröffnet ihm dadurch neue Freiräume.
Exemplarisch demonstrieren das im ersten Ausstellungsraum die Werke „Raspberry“, „Emerald“ und „Citrus“ aus der Serie „Licht vor Licht“. Die präzise Komposition aus zwei unterschiedlich farbigen, in einem Plexiglaskasten horizontal hintereinander montierten Röhren zeigt, wie konzentriert Herdeg das Licht formt: Durch das Zusammenspiel der beiden Lichtröhren entsteht ein aussergewöhnliches Farbenspiel, das seine stärkste Intensität innerhalb des schmalen Kastens entfaltet. Die vorne montierte Röhre verdeckt die dahinter liegende Röhre vollständig. Wie eine Farblinie hebt sie sich scharf von dem, durch die hintere Röhre erzeugten, diffusen Farbfeld ab. Die Bildlichkeit dieser
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Zwischen Funktion und Impression oszillieren die Werke von Christian Herdeg, die mit grossformatigen Farblichtfeldern und geometrischen Grundformen die optischen und physikalischen Eigenschaften von Licht sinnlich erfahrbar machen.
Christian Herdeg gehört zu den Pionieren der Lichtkunst – seit mehr als vierzig Jahren setzt er sich mit den unterschiedlichen Eigenschaften von Licht auseinander und bringt die im Medium verankerte Affinität zum Minimalismus mit einer einzigartigen Farbpoesie in Einklang. Auf der Suche nach einer neuen Ästhetik inszeniert Herdeg Licht und Farbe in all ihren Facetten, Parallelen und Gegensätzen. Dabei wirkt Herdeg der natürlichen Eigenschaft des Lichts, sich auszubreiten, gekonnt entgegen, ja, gestaltet das Licht selbst, sperrt es ein und eröffnet ihm dadurch neue Freiräume.
Exemplarisch demonstrieren das im ersten Ausstellungsraum die Werke „Raspberry“, „Emerald“ und „Citrus“ aus der Serie „Licht vor Licht“. Die präzise Komposition aus zwei unterschiedlich farbigen, in einem Plexiglaskasten horizontal hintereinander montierten Röhren zeigt, wie konzentriert Herdeg das Licht formt: Durch das Zusammenspiel der beiden Lichtröhren entsteht ein aussergewöhnliches Farbenspiel, das seine stärkste Intensität innerhalb des schmalen Kastens entfaltet. Die vorne montierte Röhre verdeckt die dahinter liegende Röhre vollständig. Wie eine Farblinie hebt sie sich scharf von dem, durch die hintere Röhre erzeugten, diffusen Farbfeld ab. Die Bildlichkeit dieser Objekte oszilliert zwischen materiellem Objekt und immaterieller Farb-Lichtgestaltung. Die so kreierten, optischen Farbräume wirken pittoresk, wie Malerei. Diese äusserst präsente Qualität bringt Christian Herdeg auf den Punkt wenn er sagt, dass die Röhren seine Stifte seien.
Einmal mehr verdeutlichen dies auch seine Schwarzlichtarbeiten „Monte Blue“ und „Pink Sail“. Die streng geometrisch angeordneten Schwarzlichtröhren geben den Arbeiten einen dunklen, linearen Rahmen und stehen in starkem Kontrast zu den monochromen Farbflächen aus fluoreszierender Farbe. Durch die Beleuchtung der Farbflächen mit Schwarzlicht entsteht eine einzigartige optische Plastizität, die ein bisschen surreal wirkt, aber optisch ebenso wie haptisch reizvoll ist und dabei einfach bestechend schön.
Im zweiten Raum bietet die Arbeit „Sextett“ ein Lichtspektakel der besonderen Art – eine aus sechs quadratischen Grundelementen konstruierte Arbeit, bei der deutlich wird, was Lichtkunst vermag: Neben den in scheinbar allen Farbspektren präsenten Lichtröhren bildet sie eine einzigartige und pittureske Farblichtmalerei, die auf den freien Wandflächen zwischen den Röhren ihren Höhepunkt erfährt: die durch die Röhren erzeugten Farbfelder vereinen sich zu spektakulären Farbverläufen und Lichthöfen. Diese, mit ihrer maximalen Leuchtkraft repräsentativ wirkende Arbeit erhält im selben Raum zwei formal reduzierte Antworten: auf der angrenzenden Wand schliessen sich bei der stimmungsvollen und fein-geometrischen Arbeit „Complete Circle“ zwei halbmondförmige Röhren zu einem Kreis; auf dem Boden schwebt der „Alublock“ mit seiner reduzierten aber effektvollen Formsprache auf einem eisblauen Lichtmeer. Die schwere Last der flachen Aluminiumplatte trifft unmittelbar auf das zerbrechlich wirkende Licht und entfaltet eine eigentümliche, fast befremdlich aber gleichzeitig verzaubernde Wirkung.
Das Spiel mit Gegensätzen und Widersprüchlichkeiten macht die Arbeiten von Christian Herdeg markant und betörend:
Wenn Licht räumlich erfahrbar wird dann trifft geometrische Reduktion auf farbige Poesie und Materialität auf Immaterialität.
Judith Ribbentrop