Die galerie lange + pult freut sich, eine Ausstellung zweier bedeutender, konzeptueller Künstler zu präsentieren: Jacob Kassay (* 1984) und Olivier Mosset (*1944).
In ihrer gemeinsamen Schau erproben Kassay und Mosset die wechselseitige Beeinflussung von Kunst und Raum, Oberfläche und Tiefe, Innen und Aussen.
Im ersten Raum zeigt Kassay die in ihrer technischen Raffinesse äussert ausgefeilte Werkreihe „Untitled“. Auf der Suche nach einer neuen Form der Bildlichkeit zeigt Kassay in diesen Werken eine interdisziplinäre Verbindung zwischen Malerei und Fotografie, die ihresgleichen sucht:
Analog zum Fokussieren und der optischen Schärferegulierung in der Fotografie präsentieren sich Kassay’s Gemälde je nach Betrachterentfernung mal mehr, mal weniger scharf:
Aus einiger Entfernung scheinen sich die Werke in monochromem Gewand, in unterschiedlichen Beige-, Grau- bis leichten Roséabstufungen zu präsentieren. Nähert man sich den Gemälden, wird aus den diffusen Farbflächen eine pixelige Oberfläche aus mehrfarbigen, feinen Flecken, die sich wie ein Rauschen über die Oberfläche ziehen. Eine intensive, optische Unschärfe, ein dynamisches Vibrieren fordert dabei das Betrachterauge heraus, irritiert es, ja zwingt es, wie bei dem Sucher einer Kamera den Fokus anzupassen. Um die Oberflächengestaltung detailliert wahrzunehmen nähert man sich also erneut – unmittelbar vor der Leinwand werden dann Details deutlich und individuelle, einzelne Pixel sichtbar.
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Die galerie lange + pult freut sich, eine Ausstellung zweier bedeutender, konzeptueller Künstler zu präsentieren: Jacob Kassay (* 1984) und Olivier Mosset (*1944).
In ihrer gemeinsamen Schau erproben Kassay und Mosset die wechselseitige Beeinflussung von Kunst und Raum, Oberfläche und Tiefe, Innen und Aussen.
Im ersten Raum zeigt Kassay die in ihrer technischen Raffinesse äussert ausgefeilte Werkreihe „Untitled“. Auf der Suche nach einer neuen Form der Bildlichkeit zeigt Kassay in diesen Werken eine interdisziplinäre Verbindung zwischen Malerei und Fotografie, die ihresgleichen sucht:
Analog zum Fokussieren und der optischen Schärferegulierung in der Fotografie präsentieren sich Kassay’s Gemälde je nach Betrachterentfernung mal mehr, mal weniger scharf:
Aus einiger Entfernung scheinen sich die Werke in monochromem Gewand, in unterschiedlichen Beige-, Grau- bis leichten Roséabstufungen zu präsentieren. Nähert man sich den Gemälden, wird aus den diffusen Farbflächen eine pixelige Oberfläche aus mehrfarbigen, feinen Flecken, die sich wie ein Rauschen über die Oberfläche ziehen. Eine intensive, optische Unschärfe, ein dynamisches Vibrieren fordert dabei das Betrachterauge heraus, irritiert es, ja zwingt es, wie bei dem Sucher einer Kamera den Fokus anzupassen. Um die Oberflächengestaltung detailliert wahrzunehmen nähert man sich also erneut – unmittelbar vor der Leinwand werden dann Details deutlich und individuelle, einzelne Pixel sichtbar.
Der optisch-physikalische Auflösungseffekt, den Kassay mit seinen Gemälden erzielt, ist bedingt durch das in zwei Schichten aufgetragene, mehrfarbige Fleckenmuster. Je nachdem, wie dicht die beiden identischen, dabei aber willkürlich platzierten Fleckenmuster beieinander liegen, entsteht für das menschliche Auge eine mal mehr, mal weniger irritierende Unschärfe, da es nicht in der Lage ist, die Flecken als Einzelelemente aufzulösen, sie aber sukzessive versucht, optisch auszugleichen bzw. zu isolieren.
Während sich Kassays Gemälde in optisch vor- und zurückspringenden Ebenen präsentieren, verhält sich die in einer Wandnische eingelassene Skulptur gegenteilig: sie modelliert ein inneres Volumen. Kassay bedient sich auch hier dem menschlichen Körper als Plattform der Gestaltung: der in Blei gegossene CT-Scan einer Nasenhöhle fungiert als materielle Kompression der Atmung. Parallel zu der Art und Weise, wie die Muster der Gemälde auf der Oberfläche erst zerfallen und dann den Zusammenhalt des Bildmotivs wieder formieren, bildet die Plastik hier eine Leere ab, die sich im Bewusstsein nur dann bemerkbar macht, wenn ein automatischer Reflex sie unterbricht.
Der zweite Raum wird durch Olivier Mosset’s gross angelegte Wandmalerei rhythmisiert. Scharf und klar trennt sie den Raum in zwei Teile, taucht die untere Hälfte in ein klares Weiss und die obere in ein kühles Grau. In ihrer formalen Reduktion wirkt die monochrome Malerei äusserst radikal, gleichzeitig raumverändernd – rekonstituiert sie doch in ihrem reduzierten Ton und ihrer radikalen Form die räumlichen Koordinaten.
Einen Unterbruch erfährt die rundum laufende Malerei nur durch vier rahmenartige, monochrome Arbeiten an der Längswand – die Readymades aus Lack und Aluminium inszenieren mit ihrem leeren Zentrum die Wand selbst, die damit zum Sujet des Werkes wird. Zwischen Rahmen, Relief und Architektur oszillierend, sind die Werke in dem gezeigten Kontext keinem der traditionellen Genres zuzuordnen. Sie formulieren darüber hinaus ein radikales Verständnis von Bildlichkeit, das Raum als Bild und Bild als Raum versteht.
Judith Ribbentrop