Die galerie lange + pult freut sich, die erste Einzelausstellung des Schweizer Künstlers Donato Amstutz in ihren Räumen zu präsentieren. Unter dem Titel „recto-verso“ werden Arbeiten gezeigt, die ihresgleichen suchen!
Das charakteristische und in vielerlei Hinsicht wohl auch unerwartete Element in Donato Amstutz’ Arbeit ist zweifelslos die Stickerei. Für Amstutz ist sie nicht nur Technik sondern ein Hilfsmittel zur Übersetzung von Objekten und Bildern aus dem Alltag. Verpackungen von Gebrauchsgegenständen ebenso wie Bilder aus unterschiedlichen Quellen, etwa aus Zeitschriften und Tageszeitungen, wandelt er mit einer meisterhaften Brillianz in vergösserte Duplikate um und überwindet damit deren unterschätzte Banalität. Expressiv und zugleich unpersönlich, reptitiv und zugleich undurchsichtig legt Amstutz die farbige Garne in perfekte, typografische Linien und nimmt in perfekter Mimese den Dialog mit der technischen Reproduktion auf: Er kreiert sowohl populäre als auch banale Graphiken, die mit einem paradoxen Spagat zwischen der Schnelligkeit einer Fotografie und der Langsamkeit der Stickerei die Zeit als solche thematisieren, ja zelebrieren. Gleichfalls durch die Stickerei wird der Kontrast zwischen der behutsamen und akribischen Ausführung und der ungewollten Zügigkeit, mit der der Betrachter die Sujets erkennt, hervorgehoben – eine Unverhältnismässigkeit zwischen bequemer Gewöhnlichkeit, banaler Symbolik und latenter Komplikation. Überraschend ironisch und zugleich eingehend rational widmet
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Die galerie lange + pult freut sich, die erste Einzelausstellung des Schweizer Künstlers Donato Amstutz in ihren Räumen zu präsentieren. Unter dem Titel „recto-verso“ werden Arbeiten gezeigt, die ihresgleichen suchen!
Das charakteristische und in vielerlei Hinsicht wohl auch unerwartete Element in Donato Amstutz’ Arbeit ist zweifelslos die Stickerei. Für Amstutz ist sie nicht nur Technik sondern ein Hilfsmittel zur Übersetzung von Objekten und Bildern aus dem Alltag.
Verpackungen von Gebrauchsgegenständen ebenso wie Bilder aus unterschiedlichen Quellen, etwa aus Zeitschriften und Tageszeitungen, wandelt er mit einer meisterhaften Brillianz in vergösserte Duplikate um und überwindet damit deren unterschätzte Banalität.
Expressiv und zugleich unpersönlich, reptitiv und zugleich undurchsichtig legt Amstutz die farbige Garne in perfekte, typografische Linien und nimmt in perfekter Mimese den Dialog mit der technischen Reproduktion auf:
Er kreiert sowohl populäre als auch banale Graphiken, die mit einem paradoxen Spagat zwischen der Schnelligkeit einer Fotografie und der Langsamkeit der Stickerei die Zeit als solche thematisieren, ja zelebrieren.
Gleichfalls durch die Stickerei wird der Kontrast zwischen der behutsamen und akribischen Ausführung und der ungewollten Zügigkeit, mit der der Betrachter die Sujets erkennt, hervorgehoben – eine Unverhältnismässigkeit zwischen bequemer Gewöhnlichkeit, banaler Symbolik und latenter Komplikation.
Überraschend ironisch und zugleich eingehend rational widmet sich Amstutz sowohl formell als auch ikonographisch Dingen, die wir in unserem Alltag kaum noch bewusst wahrnehmen.
Bewusstseinsverändernde Medikamente wie Prozac, Dormikum oder Tavor bilden neben erotischen Bildern aus pornografischen Heften und einem sachlichen Wörterbuchausschnitt eine rhytmische Abfolge von Bildern, die sich, be- und entzauberndend, gegen die Ikonen und kulturellen Konventionen unserer Zeit richten und alltägliche Lebenserfahrungen sichtbar machen.
Mit dem Titel Recto und Verso, Vor- und Rückseite, macht Amstutz die sanfte Aesthetik der Sticktechnik sichtbar, zeigt was vorne und was hinten ist, macht sichtbar, was sonst unsichtbar bleibt.
Er inszeniert Gegensätze und Parallelen und öffnet Denkräume, in denen gewohnte Zuordnungen infrage gestellt werden.
Donato Amstutz, geboren 1969 in Stans in der Schweiz, lebt und arbeitet in Paris und Luzern.
Der Künstler war bisher in zahlreichen Einzel- wie auch Gruppenausstellungen in Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz zu sehen.
Judith Ribbentrop